Das dritte Licht
Ein junges Mädchen aus einer kinderreichen, ärmlichen, irischen Familie wird eines Tages von ihrem Vater zur Verwandtschaft gebracht. Da erneut Zuwachs erwartet wird (noch ein ungewolltes Kind!), soll diese Aktion die Mutter etwas entlasten. Das Mädchen verbringt also einige Wochen, bevor die Schule beginnt, bei den Verwandten auf dem Land, die sie Mr und Mrs Kinsella nennt.
An der Art und Weise des Erzählens wird schnell klar, welch eine große Veränderung dem Mädchen widerfährt. Hier ist es die Kunst der knappen, schnörkellosen Sprache und des Weglassens, was mir insbesondere auch zwischen den Zeilen viel verrät und mich die Ambivalenz der Gefühle des Mädchens spüren lassen. Es entwickelt sich eine unglaublich liebevolle Beziehung der drei zueinander. Voller Poesie und Zärtlichkeit beschreibt Keegan die liebenden und fürsorglichen Verwandten, das Leben auf dem Hof und die Beziehung zum Mädchen. So schön und berührend, dass mir bisweilen ein Kloß im Halse steckt.
Diese Erzählung, in der ein Mädchen einen Sommer bei Verwandten verbringt und erfährt, wie sich Familie auch anfühlen kann, hat mich in ihrer Zartheit und Warmherzigkeit wie eine ganz feste Umarmung berührt und gleichzeitig traurig zurück gelassen. Ein Buch zum immer wieder Lesen. Große Empfehlung!
Wir schreiben die 80er Jahre und befinden uns im Südosten von Irland! Weil ihre ‚Mammy‘ ein weiteres Kind erwartet, wird das kleine irische Mädchen vom Vater zu Verwandten gefahren, Edna und John Kinsella.
Und das namenlose Kind erzählt uns von seinem Alltag, wie es integriert wird in der Familie, wie es mithilft, wie es das Ehepaar erlebt. Es passiert nichts Weltbewegendes, aber wir erkennen sehr deutlich den gewaltigen Unterschied zwischen den zwei Haushalten.
Sehr berührend fand ich z.B. die Szenen mit der ‚weinenden Matratze‘ und den Einkauf der Kleidung! Und dann ist die Zeit abgelaufen und das Ehepaar Kinsella bringt das Mädchen wieder zurück.
Nachdem unser Sohn 8 Jahre in Irland lebte, studierte und arbeitete, wir ihn regelmäßig besuchten und mit ihm das Land erkundeten, habe ich eine besondere Beziehung zu Irland. Nach ‚Kleine Dinge wie diese‘ begeisterte mich erneut ein Roman der Schriftstellerin, die in der Grafschaft Wicklow geboren wurde und auf einem Bauernhof aufwuchs. Durch sie tauche ich mit jedem Buch tief in das irische Leben ein!
Fünf Sterne vergebe ich dafür und empfehle es allen, die Interesse an diesem faszinierenden Land haben.
Was ist Familie?
Erzählbände sind eher eine Seltenheit, dass diese in meine Hände finden und dennoch wollte ich es einmal wagen. Und was soll ich sagen? Ich bekam eine sehr intensive, emotionale Erfahrung.
In der Geschichte lässt uns ein sehr junges Mädchen als namenlose Ich- Erzählerin an ihrem Leben teilhaben. Die Mutter wieder schwanger. Ein weiteres Maul zu stopfen. Keine Zeit. Da kommt das Mädchen zu entfernten Verwandten. Wie wird es ihr bei den Kinsellas ergehen? Wird sie als billige Arbeitskraft missbraucht oder gar Schlimmeres?
Keegans Erzählung füllt nur knapp 95 Seiten und weiß so viel zu erzählen wie ein 500 Seiten Wälzer. Mit wenigen Worten erschafft sie eine Intensität, dass zumindest ich beim Lesen Gänsehautmomente hatte.
Als Leser spürt man sehr intensiv wie sehr das junge Mädchen damit hadert bei den Kinsellas anzukommen. Denn entgegen aller Befürchtungen geht es ihr bei den Fremden viel besser als daheim. Sie wird umsorgt, bekommt neue Kleidung, hat ausreichend zu essen und erlebt scheinbar zum ersten Mal Zuneigung und Fürsorge anstatt andauernde Ablehnung. Das hat mich schon sehr berührt.
Hinzu kommt noch das Geheimnis dieser beiden alten Herrschaften, welches das Mädchen im Verlauf der Zeit ergründet.
Über das Ende musste ich dann etwas länger grübeln wie es gemeint war, nur um dann eine herzzerreißende Erkenntnis zu erlangen. Aber dafür müsst ihr dann schon selbst einen Blick ins Buch werfen.
Fazit: Eine zauberhafte Geschichte mit Tiefgang, die mich im Herzen berührt hat. Nur zu gern spreche ich eine Leseempfehlung aus.